Zur Geschichte des Museums

    Das Stadtmuseum in Jeseník (früher Freiwaldau) wurde an der Wende des 19. und 20. Jh.s gegründet, als das Interesse an regionaler Heimatkunde stark zunahm. Anregung für die Gründung des Museums in Freiwaldau war die Ausstellung „Alt – Freiwaldau und Umgebung“, die großen Erfolg hatte. Der Freiwaldauer Dekan Josef Neugebauer und der Lehrer Adolf Kettner nutzten diese Gelegenheit und initiierten die Gründung des hiesigen Museums. Am 19. Oktober 1900 wurde das Museum mit dem Beschluß des Stadtrats faktisch gegründet. Adolf Kettner wurde zugleich mit der Funktion des Kustos der zukünftigen Museumssammlungen betraut. Der Sammlungsfond entstand durch Beiträge und Spenden der breiten Öffentlichkeit, die durch den Aufruf an die Einwohner „An unsere Mitbürger der Stadt und Umgebung“ aktiviert wurde. Erster Gegenstand der Sammlung war ein Steinkreuz mit der Jahreszahl 1646, das sich auf die Sage vom Tode des Freiwaldauer Scharfrichters bezog. Zu den freigebigsten Spendern gehörte der erwähnte Josef Neugebauer, der dem entstehenden Museum seine gesamte Privatsammlung historischer Andenken widmete, desweiteren Baronin Waldorf und besonders Hauptmann Johann Ripper, Schwiegersohn von Vincenz Priessnitz, des Begründers des Kurorts Jeseník (Gräfenberg). Da die Sammlungen bald größer wurden, überließ die Gemeindevertretung vier Räume im Gebäude der sog. Pedagogia in der Schulstraße, wo das Freiwaldauer Museum auch am 17. Dezember 1905 unter Teilnahme breiter Öffentlichkeit feierlich eröffnet wurde.
Zu den wertvollsten Gegenständen der Sammlung gehörten nach Gründung des Museums Belege über die schlesische Volkskunst (Glasmalerei, Bänkelgesang, Trachten, Holzschnitzerei), Andenken an Vincenz Priessnitz und an den Komponisten Karl Ditters von Dittersdorf. Auch nach der Entstehung der Tschechoslowakischen Republik blieb das Jeseníker Museum weiterhin eine Institution von regionaler Bedeutung. Wegen des Anwachsens des Sammlungsfonds machte es sich bereits Ende der 20-er Jahre erforderlich, geeignetere Räume für Ausstellungen und Depositorium ausfindig zu machen. Nach erfolgreichen Verhandlungen mit der Kammerdirektion des Breslauer Bistums konnte das Museum ins Gebäude des Freiwaldauer Wasserschlosses verlegt werden, in dem auch die Dauerausstellung installiert wurde. Hier wurde dann auch Mitte der 30-er Jahre das Museum wieder eröffnet. Der II. Weltkrieg beeinträchtigte natürlich die Museumstätigkeit und die Sammlungsfonds. Nach mehrmaligem Umzug der Institution und nach Rekonstruktion des Wasserschlosses im Jahre 1955 wurde hier anschließend eine neue Ausstellung installiert und ein Sammlungsfond der Nachkriegszeit geschaffen. Diese Räume dienen noch heute dem selben Zweck.
Gegenwärtig sind im Wasserschloß drei Dauerausstellungen installiert. Die erste präsentiert die Geschichte der Region Jeseník von der Urzeit an, Bergbau, Steinmetzerei und Kalkbrennerei und auch das Badewesen. Die zweite Dauerausstellung ist eine umfangreiche Geologie - und Mineralogieausstellung der Region Jeseník. Die dritte Dauerausstellung präsentiert den Bereich Biologie – Fauna und Flora des Jeseniker Gebiets. Die Museumssammlungen sind in einen gesellschaftswissenschaftlichen, einen geologischen und einen biologischen Fachbereich gegliedert, die selbständigen Fachkräften unterstehen. Darüber hinaus gibt es im Museum zwei Räume für gelegentliche Ausstellungen, Vorträge oder Kammerkonzerte.


 Das Wasserschloß in Jeseník

   Unter den nicht allzu zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten der Region Jeseník nimmt das Gebäude des Wasserschlosses in Jeseník einen wichtigen Platz ein. Es ist heute Sitz des Heimatkundemuseums der Region Jeseník. Dieses einzigartige Beispiel vollkommener mittelalterlicher Architektur ist Mittelpunkt des Interesses nicht nur von in – und ausländischen Touristen, sondern auch von Kurpatienten. Die Anfänge der Entstehung der ursprünglichen Fortifikation mit drei Wassergräben an der Südseite fallen in die Gründungszeit der ersten Besiedlung, aus der sich die spätere Stadt entwickelte. Es handelt sich um die Zeit der Kolonisation Mitte des 13. Jh.s, als das gesamte Gebiet der Grenzwälder von neuen Kolonisten besiedelt wurde. Der ursprüngliche turmartige Bau wurde offensichtlich schon Ende des 13. Jh.s errichtet. Im 14. und 15. Jh. war die Festung im Besitz weltlicher Besitzer und im Jahre 1547 ging sie endgültig an die Breslauer Bischöfe über. (Die Festung war einziger Schutz der Stadt, die nie das Recht besaß, Stadtmauern zu errichten). Wahrscheinlich Ende des 15. Jh.s wurde der ursprüngliche Wohnturm abgerissen, da er den wachsenden Anforderungen an Wohnkomfort nicht mehr gerecht wurde. Seine gegenwärtige Gestalt erhielt das Wasserschloß in den Jahren 1738-1744 dank des rheinischen Pfalzgrafen Bischof Franz Ludwig, der den ganzen Umbau finanzierte.
Ende des 18. Jh.s wohnte in der Festung vorübergehend der Komponist Karl Ditters von Dittersdorf, der hier als bischöflicher Hauptmann wirkte. Das Gebäude war bis 1945 Besitz der Bischöfe (In diesem Jahr dienten die Räume des Wasserschlosses als Lager für Kriegskonfiskate). Heute ist es im Besitz des Staates und wird vom Forstbetrieb der Tsch. Rep. (Lesy ÈR) verwaltet.